INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE UND KRANKENHAUSHYGIENE

Im Interview mit Prof. Dr. med. Gernot Geginat

25.01.2017 -  

Im Interview mit Prof. Dr. med. Gernot Geginat, Leiter der Krankenhaushygiene im medizinischen Institut für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene

 

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„Das Hygienelabor ist für uns ein Gewinn. Wenn wir es nicht hätten, müssten wir die Untersuchungen nach außen vergeben und den Umfang auf das allernotwendigste reduzieren.“
Prof. Dr. med. Gernot Geginat

 

Sehr geehrter Herr Prof. Geginat, Sie sind Leiter der Krankenhaushygiene des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. Welche Aufgaben werden dort täglich verrichtet?

Wir haben im Uniklinikum ein Institut für medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. Dort gibt es verschiedene Labore, insbesondere diagnostische Labore, die primär die Aufgabe haben, bakterielle oder virale Infektionserreger nachzuweisen. Eine weitere, wichtige Aufgabe dieser diagnostischen Labore ist die Screening-Untersuchung auf multiresistente Erreger. Wir im Klinikum untersuchen nach einer festgelegten Checkliste vom RKI neu aufgenommene Patienten primär auf MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) und zusätzlich auf vierfach multiresistente gramnegative Erreger. Insgesamt werden jährlich ca. 50.000 Screeninguntersuchungen durchgeführt.

Welche Patientinnen und Patienten sind das beispielsweise, bei denen sofort ein Screening angeordnet wird?

Da gibt es eine komplexe Checkliste und eine Reihe von Indikationen. Wir screenen zum Beispiel, wenn der Patient in den letzten 12 Monaten im Krankenhaus war oder Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere aus Süd- und Osteuropa. Dasselbe tun wir, wenn jemand aus einer Pflegeeinrichtung in die Klinik kommt oder wenn der Patient eine chronische Wunde wie beispielsweise ein Ulcus Cruris hat oder zusätzlich dialysepflichtig ist.

Wie unser ärztlicher Direktor des Klinikums, Dr. Jan L. Hülsemann, bereits im Interview erläuterte, arbeiten Sie mit einem Team von Hygienefachkräften zusammen, machen Stationsbegehungen, Untersuchungen und beraten die einzelnen Kliniken und Bereiche zum Thema Hygiene. Wieviel Hygiene-Experten sind für die Umsetzung mit verantwortlich?

Die Uniklinik verfügt über zwei Vollzeit-Arztstellen für Krankenhaushygieniker, fünf Hygienefachkräfte, 40 Hygienebeauftragte bei den Ärzten und 124 im Pflegebereich. Von den fünf Hygienefachkräften ist eine noch in der Ausbildung. Die anderen vier haben ihre Ausbildung zur Hygienefachkraft bereits abgeschlossen. Alle fünf sind examinierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen.

Die hygienebeauftragten Experten werden für ihre verantwortliche Funktion ausgebildet. Wie darf ich mir das vorstellen?

Erst einmal sind das sehr erfahrene Mitarbeiter. Ein Pfleger war beispielsweise Pflegedienstleiter der zentralen Notaufnahme und schulte später auf das Thema Hygiene um. Unsere jüngste Mitarbeiterin war Anästhesieschwester der anästhesiologischen Intensivstation und hat im Jahr 2016 ihre Ausbildung als Hygienefachkraft abgeschlossen. Die Schwester, welche sich gerade in der Ausbildung befindet, arbeitete früher in der Kinderhämatologie. Sie hat viele Jahre mit immunsupprimierten Kindern gearbeitet. Derzeit fährt sie einmal pro Woche nach Halle an die christliche Akademie, wo die Ausbildungskurse für Hygienefachkräfte stattfinden. Das dauert zwei Jahre. Das ist schon eine aufwändige Ausbildung. Dazu gehören auch mehrere Praktika. Die hygienebauftragten Ärzte machen einen vierzig-Stundenkurs bei der Ärztekammer.

Im Institut befindet sich unter anderem ein Hygienelabor. Was passiert dort genau?

Aufgabe dieses Labors ist es, Hygienekontrollen durchzuführen. Es handelt sich hierbei nicht um diagnostische Untersuchungen von Patienten, sondern z.B. um Untersuchungen von Medizinprodukten, die steril beim Patienten angewendet werden müssen. Das sind zum Beispiel Endoskope, also Bronchoskope, Koloskope und Gastroskope, die wir auf Keimbelastung testen. Jedes Instrument wird mindestens einmal jährlich untersucht und überprüft, ob es korrekt aufbereitet wird.

Hat das Hygienelabor noch weitere Aufgaben?

Wir untersuchen auch jährlich alle raumlufttechnischen Anlagen in allen Operationssälen. Dort wird eine Probe genommen und geprüft, ob die Raumluft unter dem OP-Deckenfeld die vorgeschriebene Qualität hat. Eine weitere Aufgabe ist die Kontrolle des Trinkwassers auf Legionellen und Pseudomonanden. Außerdem sind Hygienekontrollen der Zentralapotheke wichtig. Das ist zwar kein patientennaher Bereich, aber die Apotheke hat Reinräume in denen Arzneimittel zubereitet werden, die regelmäßig kontrolliert werden müssen.

 

Text: Carolin Hörnig

Letzte Änderung: 17.07.2019 - Ansprechpartner:

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