INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE MIKROBIOLOGIE UND KRANKENHAUSHYGIENE

Interview mit Dr. med. Jan L. Hülsemann zum Thema Hygiene

20.01.2017 -  

Dr. med. Jan L. Hülsemann ist ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg. Wir haben ihn gefragt, wie Krankenhaushygiene im Klinikum konsequent im Bereich der Medizin, Pflege, Reinigung und im allgemeinen Service umgesetzt wird und welche Präventions- und Therapiestrategien diesbezüglich regelmäßig entwickelt und angewandt werden…

„Wir gehen proaktiv mit dem Thema Hygiene um. Es hilft nicht, hinterher zu laufen oder zu warten, bis es vielleicht irgendwelche gesetzlichen Bestimmungen gibt.“
Dr. med. Jan L. Hülsemann

Sehr geehrter Herr Dr. Hülsemann, warum liegt Ihnen das Thema Krankenhaushygiene besonders am Herzen?

Krankenhaushygiene ist mir und dem gesamten Vorstand sehr wichtig, weil es hier um Patientensicherheit geht. Dafür gibt es zwar rechtliche Vorgaben, wir wollen aber nicht nur Vorgaben und Richtlinien erfüllen, sondern uns darüber hinaus auch in möglichst vielen Benchmarking-Projekten einbringen, die uns bei der Qualitätssicherung helfen.

Proaktiv mit dem Thema Hygiene umzugehen, ist dabei unverzichtbar. Wir laufen nicht hinterher oder warten, bis es vielleicht weitere gesetzliche Bestimmungen gibt. Dabei schauen wir uns an, was in unseren Strukturen das bestmögliche Vorgehen ist, um Hygienerisiken unmittelbar zu begegnen.

Von welchen Projekten sprachen Sie gerade?

Das sind Benchmarking-Projekte, bei denen wir uns mit den Ergebnissen anderer Krankenhäusern vergleichen. Darüber hinaus setzen wir auf dem Campus eine Vielzahl von Maßnahmen wie Stations- und Ambulanzbegehungen und Untersuchungen um. Dies betrifft nicht nur den Patienten selbst, z.B. durch Screeninguntersuchungen, sondern auch die Patientenumgebung.

Als Beispiel nehmen wir an Programmen wie dem KISS teil. Das ist ein Surveillanceprogramm für Krankenhausinfektionen, Resistenzen und Antibiotikaverbrauch. Die erhobenen Daten geben wir komplett an die nationalen Referenzzentren weiter. Dazu gehört die Erfassung von Krankenhausinfektionen auf den Intensivstationen (ITS-KISS), Hämatologie (ONKO-KISS), Neonatologie (NEO-KISS) und ausgewählten postoperativen Wundinfektionen (OP-KISS). Diese Daten werden regelmäßig ausgewertet und zumindest jährlich in der Sitzung der Hygienekommission sowie mit den betreffenden Kliniken und Bereichen ausgewertet.

Was gibt es noch an freiwilligen Aktionen?

Das ist zum Beispiel die "Aktion Saubere Hände". Eine nationale Kampagne, die sich für die Verbesserung und Akzeptanz der Durchführung der Händedesinfektion in Gesundheitseinrichtungen einsetzt. Die korrekte Händedesinfektion ist das A und O zur Vermeidung der Übertragung von Krankenhauskeimen von einem auf den anderen Patienten. Dies geschieht ja in den meisten Fällen durch die Hände der Mitarbeiter. In Sachsen-Anhalt nehmen leider nur 10 von 48 Häusern an dieser Aktion teil. Es gibt bei uns jedes Jahr eine Aktion, bei der Mitarbeiter, Studenten, Gäste und auch Patienten sich zum Thema informieren und auch Einiges ausprobieren können.

Wie schaffen Sie einen größtmöglichen Bereich der Sicherheit für die Hygiene?

Durch die Involvierung von verschiedenen Berufsgruppen, sowohl der Ärzte, als auch der Pflegekräfte und weiterer Berufsgruppen. Das betrifft auch Schulung und Überwachung bei der Aufbereitung von Geräten. Zum Beispiel in der zentralen Sterilisation, der fachgerechten Aufbereitung von Betten, Oberflächen und anderer Materialien. Das schließt auch die gesamte Reinigung ein. Hier haben wir gerade in der letzten Zeit viele zusätzliche Maßnahmen und Verbesserungen vorgenommen.

In Bezug auf die einzelnen Funktionen in der Klinik kann ich mir das wie folgt vorstellen?

Der leitende Arzt der Krankenhaushygiene, Prof. Geginat, ist in seiner Funktion dem ärztlichen Direktor direkt unterstellt. Er arbeitet mit einem Team von Hygienefachkräften zusammen, macht Begehungen und Untersuchungen, berät die Kliniken und Bereiche und gibt Empfehlungen zur Umsetzung erforderlicher Maßnahmen. Dabei ist die gemeinsame Arbeit mit allen Bereichen, also Stationen, Ambulanzen und Laboren entscheidend.

Die gemeinsame Arbeit funktioniert nur dann, wenn alle Personen miteinander kooperieren. Sehr wichtig sind diejenigen, die sich um die Hygiene vor Ort kümmern. Das sind hygienebeauftragte Ärzte und Pflegekräfte. Sie werden alle mit einbezogen und im Rahmen der Hygienekommission in regelmäßigen Abständen über Neuerungen informiert. So sind alle auf demselben Stand. Gleichzeitig können sie der Krankenhaushygiene jederzeit kurze Rückmeldungen geben und bekommen schnell Antworten auf ihre Anfragen. Bei dringlichen Problemen, die auch mal auftreten können, zum Beispiel bei einer Häufung von bestimmten nosokomialen Erregern, wird sofort reagiert. Das Hygieneteam prüft, welche Maßnahmen umgehend ergriffen werden müssen und wann diese wieder beendet werden können.

Das Universitätsklinikum hat zudem ein eigenes Hygienelabor. Das hat sicher einige Vorteile?

Ganz genau. Da wir das Hygienelabor in eigener Verantwortung haben, sind wir nicht auf externe Stellen angewiesen. Das ermöglicht es uns, sehr schnell zu reagieren. Wir haben die Befunde gleich vor Ort. Zudem erbringen wir die Leistungen mit unserem eigenen Personal, so dass Rücksprachen zu jeder Zeit möglich sind. Die kurzen Wege, eine hohe Transparenz und die gute Kommunikation sind wichtig für uns.

Zu erwähnen ist auch die Zertifizierung des Hygienelabors. Das haben wir 2016 umgesetzt. Dies war ein freiwilliger Schritt, damit wir auch von externen Auditoren Hinweise erhalten, um uns weiterhin zu verbessern. Außerdem wollen wir auch nach außen zeigen, was wir auf dem Campus tun.

Text: Carolin Hörnig

Letzte Änderung: 17.07.2019 - Ansprechpartner:

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